Paarberatung


Narzissmus in der Beziehung

Ein gesundes Maß an Eigenliebe, Selbstverwirklichung, Selbstdurchsetzung und Streben nach Anerkennung ist keineswegs schädlich, sondern sogar die Voraussetzung für eine stabile Persönlichkeit., die eine gelungene Beziehung anstrebt oder lebt. Das narzisstische Verhalten meint dagegen die Selbstliebe in übertriebener Weise. Die übertriebene Selbstbezogenheit führt zu einer maßlosen Überschätzung der eigenen Person, sucht ständig nach Anerkennung von außen, verlangt die rücksichtslose Durchsetzung der eigenen Bedürfnisse und Wünsche und entbehrt häufig jeglicher Empathie.
Besonders in Paarbeziehungen ist das narzisstische Verhalten zerstörerisch, weil es in seiner negativen Form Ursache von Hass, Neid, Eifersucht, Kränkungen und Streit ist, in der schlimmsten Form Ursache von Gewalt.
In der Paarbeziehung benötigt der Narzisst über die Maßen Bestätigung und Bewunderung.Weil er Angst hat, sein Partner könne die umsorgende Zuwendung irgendwann aufgeben, läßt er es nicht zu, dass sein Partner Macht über ihn bekommt und er an Selbstwert gewinnt. Auch hier spielen die Erlebnisse in der frühen Kindheit eine Rolle: durch starke Frustrationen in der Kindheit oder auch durch Verwöhnung. Die Mutter, die in der Kindheit schmerzlich vermisst wurde oder auch wieder unbegrenzt zur Verfügung stand, wird in der Rolle des Partners gesehen und zur Idealmutter verklärt. Gleichzeitig bekämpft der Narzisst dieses Idealbild, weil es seiner Vorstellung von Autonomie widerspricht, indem er den Partner kränkt. Häufig ist der Partner es gewohnt durch seine Erlebnisse in der frühen Kindheit, sich anzupassen, auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse zu verzichten; er kennt es, sein eigenes Selbst nicht zu entwickeln. So opfert er dem Partner alles auf, unterstützt diesen in seiner Bedürftigkeit nach Bestätigung und Bewunderung. Es setzt häufig eine Spirale ein, in der der narzisstische Partner die selbstlosen Leitungen des anderen nicht nur nicht würdigt, sondern kritisiert und bekämpft, den anderen kränkt, trotzt, sich zurückzieht, der andere Partner schließlich sensibel für diese Verletzungen sich ebenfalls zurückzieht. Beide fühlen sich als Opfer. In dieser Paarkonstellation ist es schließlich der narzisstische Partner, der Reißaus nimmt und nach neuen Abenteuern Ausschau hält. Da er seine innere Leere nicht ertragen kann, ist er weiterhin auf der Suche nach seinem ersehnten Ideal. Die Paarkonstellation mit einem narzisstischen Menschen ist deshalb so schwierig, weil gerade der Anfang einer solchen Beziehung oft sehr viel versprechend und verlockend erscheint, da narzisstische Personen in der Regel sehr anregend sind; sie verfügen über Eloquenz und Charisma und haben meist etwas Verführerisches. Erst wenn der Beziehungskonflikt deutlich wird, beginnt die mühsame Arbeit der Loslösung. Für den aufopfernden Partner ist es schwierig sich zu lösen, weil er erkennen muss, dass er zwar viel gegeben hat, aber nichts zurückbekommen hat. Der Narzisst dagegen kommt, um zu gehen und geht, um wiederzukommen. Es ist auch deshalb so schwierig, sich davon zu lösen, weil der Narzisst es versteht, dem anderen das Gefühl zu geben, dass er etwas Besonderes ist und sich in seiner Gegenwart gut zu fühlen. Tatsächlich macht der Narzisst den anderen von seinem Verhalten abhängig, beide suchen ihr Ideal.
Die Vorstellung, den Narzissten durch eine Aussprache zu einer Erkenntnis über die tieferen Ursachen der Konflikte bringen zu können, ist leider falsch. Der Narzisst übernimmt immer wieder gerne die Rolle, Verführer und Spiegel das anderen zu sein, leider nicht selbstlos, sondern aus Kalkül. Die Loslösung kann nur gelingen, wenn die Partner von Narzissten lernen, ihre Liebe zu sich selbst zu entwickeln und sich auch für einen wertvollen Menschen zu halten ohne die Bestätigung anderer.